Hannes Wader
1942 geboren in Bethel bei Bielefeld. Sozialstatus der Eltern: arm, aber verhältnismäßig sauber.
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1945 Erste Auftritte bei Familienfesten mit dem Lied: "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins”. Ich singe wie Miles Davis Trompete spielt, immer mit dem Rücken zum Publikum.
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1956 Lehrzeit als Dekorateur in einem Schuhgeschäft in Bielefeld. Während dieser Zeit entdecke ich meine musikalischen Neigungen wieder. Ich lerne Mandoline und Gitarre. (Mein Vater war Mitbegründer des regionalen Mandolinenorchesters.)
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1962 Nach drei Jahren Lehrzeit und weiteren drei Jahren Tätigkeit als Dekorateur erfährt meine Biographie ihre entscheidende Krümmung auf ähnlich dramatische Weise wie vordem meine Nase. Im Zeitraum eines einzigen Jahres verlobe ich mich, werde wegen Musizierens während der Arbeitszeit entlassen (ich blase inzwischen Klarinette und Saxophon), bewerbe mich auf Betreiben meiner Verlobten für ein Graphikstudium in Bielefeld, bringe mich als Barmusiker und als Klarinettist in einer Jazzband durch,
bewerbe mich bei der heutigen Hochschule der Künste in Berlin und werde wieder angenommen, löse meine Verlobung, und – um zum wesentlichen zu kommen – ich höre zum erstenmal Georges Brassens und beginne sofort, selber Lieder zu schreiben ("Das Loch unterm Dach” ist mein allererstes Lied).
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1963–65 In Berlin gibt es schon eine Szene für Straßenmusiker und Maler. Ich studiere immer noch weiter, in der Absicht Graphiker zu werden, und schreibe nebenher das eine oder andere Lied. Die internationale "Folklorewelle” der 60er kündigt sich schon an. Ich höre zum erstenmal von der Burg Waldeck, auf der 1965 das erste Folk- und Songfestival stattfindet.
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1966 Mein erster Waldeckauftritt, Pfingsten ’66, wird für mich eine Art Durchbruch, außerdem begegnen mir hier Menschen, mit denen mich heute noch enge Freundschaften verbinden.
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1967 Hans A. Nikel, Herausgeber der "Pardon”, engagiert mich, weil ihm meine Lieder gefallen, ein dreiviertel Jahr lang als Layouter. Er zahlt mir die für mich damals enorme Summe von 800 DM im Monat.
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1968 Zurück in das Berlin der Studentenbewegung, der Demonstrationen gegen die Springerpresse, den Schah von Persien, den Krieg der Amerikaner in Vietnam. Inzwischen gibt es in Berlin bereits eine lebendige Folk- und Liedermacherszene. Dazu zählen: Reinhard Mey, Schobert und Black, Insterburg und Co., Susanne Tremper, Klaus Hoffmann, Katja Ebstein, Ulrich Roski, Inga und Wolf u.a. Ich stehe damals jeden Abend auf bis zu fünf verschiedenen Bühnen, kassiere die Spitzengage von DM 25,– pro Auftritt, die außer mir nur noch Reinhard Mey beansprucht, das Nachtleben gefällt mir, ich breche mein Studium ab, gehe keine Nacht vor fünf Uhr morgens ins Bett und schlafe bis in den Nachmittag.
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1969 erscheint meine erste Schallplatte. "Hannes Wader singt”.
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1970 folgt die zweite LP "Ich hatte mir noch soviel vorgenommen” mit Werner Lämmerhirt an der Gitarre.
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1971/72 entschließe ich mich berlin-müde, die Stadt zu verlassen. Ich miete in Hamburg eine Wohnung, überlasse sie vorübergehend einer jungen Frau namens Hella Utesch, freie Mitarbeiterin des NDR. Ich selber habe eben die Aufnahme für die LP "Sieben Lieder” beendet, weiß schon, daß dieses Album ein großer Erfolg werden und daß sich mein Leben wieder einmal verändern wird. Ein letztes Mal trampe ich mehrere Monate durch Europa.
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Kaum zurück, werde ich nach einem Konzert in Essen quasi von der Bühne herunter verhaftet. Meine Hamburger Wohnung ist als das damalige Hauptquartier der sog. Baader-Meinhof-Bande aufgeflogen. "Hella Utesch” ist der Tarnname Gudrun Ensslins gewesen. Ein Ermittlungsverfahren wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung wird gegen mich angestrengt, ich werde von Fernsehen und Funk boykottiert und erhalte in Österreich Einreiseverbot.
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1973 Den Plan, nach Hamburg zu ziehen, betrachte ich als gescheitert. Ich beziehe stattdessen eine alte Windmühle in Nordfriesland, in der ich 25 Jahre lang lebe.
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1974 heirate ich – wir sind seit 1967 zusammen – die Schauspielerin Susanne Tremper aus Berlin. Susanne geht in die Schweiz und nimmt ein mehrjähriges Engagement im Stadttheater Basel an, 1000 Kilometer von mir entfernt. Wir sehen uns selten. Nach weiteren 6 Jahren werden wir in gegenseitigem Einverständnis geschieden.
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1977 trete ich in die Deutsche Kommunistische Partei ein und wechsle von meiner Platten-Company "Phonogram” zu "pläne”. Auf meinen Parteieintritt reagieren die Medien erneut mit Boykott, diesmal so wirksam und langanhaltend, daß die jetzige Redakteursgeneration mit meinem Namen kaum noch was verbindet. Ich betrachte das als meine Chance, von einer der nächsten Generationen wiederentdeckt zu werden.
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In den folgenden Jahren bin ich stark politisch aktiv, ich singe in bestreikten Betrieben, auf politischen Veranstaltungen, bin engagiert in der Friedensbewegung usw. Zu Beginn der 80er spiele ich im Ensemble mit Lydie Auvray (Akkordeon), Hans Hartmann (Bass) und mit Reinhard Bärenz (Gitarre). Von Mitte der 80er bis Anfang der 90er Jahre ist Detlef Petersen mein Produzent, der auch viele Melodien für mich schreibt.
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Im Zuge der politischen Turbulenzen (Auflösung der DDR und der Sowjetunion usw.) werde ich von "pläne”, damals ein der DKP nahestehender Betrieb, gefeuert.
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1991 Austritt aus der DKP. Die Implosion der kommunistischen Welt, über 12 Jahre meine weltanschauliche Heimat, trifft mich schwer. Meine bis dahin ausgeprägte Leidenschaft, mich politisch zu engagieren, wird gedämpft. Meine sozialistischen Grundüberzeugungen bleiben im Kern unberührt, zumal sich meiner Ansicht nach die Verhältnisse durch die "Wende” nicht verbessert haben.
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1993 werde ich bei "Phonogram” gefeuert.
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1996 nehme ich die CD "Liebe, Schnaps, Tod. Hannes Wader singt Bellman” auf, gesanglich unterstützt von Reinhard Mey und Klaus Hoffmann.
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1997 Veröffentlichung einer Schubert-CD mit dem Titel "An dich hab ich gedacht”. Begleitet von Ralf Illenberger (Gitarre) und Eberhard Weber (Bass).
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1998 Verkauf der Struckumer Mühle. Grund: 25 Jahre an einem Ort reichen.
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2000 & 2001 Sommertourneen sowie Live-CD "Was für eine Nacht..!" gemeinsam mit Konstantin Wecker.
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2008 Umzug mit der Familie nach Kassel.
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2010 & 2011 Tourneen mit Konstantin Wecker und den Musikern Jo Barnikel (Klavier und Keyboard), Hakim Ludin (Percussion) und Nils Tuxen (Gitarre). Hiervon erscheint die Live-CD „Kein Ende in Sicht“.
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Im Jahr 2011 veröffentlicht der Filmemacher und Regisseur Rudi Gaul den Film „WaderWeckerVaterland“. Für diesen Film hat er Konstantin und mich über Monate mit seinem Team auf unserer gemeinsamen Tournee aber auch einzeln privat begleitet.
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2012 Meine alte Plattencompany – inzwischen Label der Universal Music – nimmt mich wieder unter Vertrag und bringt mein Album „Nah dran“ heraus. Ich erhalte beim Weltmusikfestival in Rudolstadt die „EhrenRUTH“ für mein Lebenswerk.
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2013 Ebenfalls für mein Lebenswerk die Verleihung des „ECHO“. Mein alter Freund Reinhard Mey hält die Laudatio und ich singe „Heute hier, morgen dort“ zusammen mit Campino – die Toten Hosen haben den Song gecovert.
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Tournee mit Allan Taylor; aus dem Projekt entsteht die CD „Old Friends in Concert“.
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Universal veröffentlicht die Compilation „Trotz alledem“ mit einer von mir vorgenommenen Liedauswahl aus meinem Gesamtwerk.
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Und es werden von in den Jahren 2013 und 2014 siebzehn bis dato vergriffene „pläne“-Alben von mir bei Universal wieder herausgebracht.
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2014 & 2015 Es erscheinen meine CDs „Sing“ und „Hannes
Wader Live“.
Umzug innerhalb Kassels, nun wohnen wir direkt am
Habichtswald, die Wildschweine kommen bis vors Gartentor.
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2017 Abschiedstournee mit Abschlusskonzert im
Tempodrom/Berlin. Von diesem Konzert erscheint 2018
die Live-CD „Macht’s gut“.
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2019 meine Autobiografie „Trotz alledem. Mein Leben.“
im Penguin Verlag
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Bio - leicht gekürzt von www.hanneswader.de